Schwarmwissen Sommerpost 2021
Wie schön, dass wir trotz Sommerhitze und bevorstehendem Fussballspiel am Samstag Nachmittag mit einer Runde von ca. 30 Postkünstlerinnen virtuell zusammensitzen konnten und uns übers Papierschöpfen und die Postkunst austauschen konnten.
Wir fanden uns zusammen zwischen Norddeutschland und Schweiz, Tabea schaltete sich aus ihrer neuen Wohnung in Rochlitz zu, Susanne moderierte aus dem Wohnwagen in der Pfalz. Besonders gefreut haben wir uns, Ghislana aus Prieros in Brandenburg und Karin aus Karlsbad als Papierschöpf-Expertinnen dabei gehabt zu haben. Nach einer Einstimmungsrunde und einem kurzen Kennenlernen in Kleingruppen, fragten wir die beiden Expertinnen und die große Runde nach ihren Papierschöpf-Tipps.
Hier die Zusammenfassung unsers Schwarmwissens:
Grundmaterial:
Fast jedes Papier eignet sich: Computerausdrucke oder Kopien, geschreddert, Zellstoff-Servietten, Eierkartons, Seidenpapier, Packpapier, Reste von Aquarellpapier, Zeichenpapier, Geschenkpapiere
Am besten nach Farben sortiert sammeln.
Um die Finger zu schönen, das gesammelte Papier über Nacht einweichen, erst am nächsten Tag in Stücke reissen und dann mixen.
Nicht geeignet: Küchenrolle, löst sich nicht auf, Zeitungspapier, wird zu grau beschichtete und lackierte Papiere, Hochglanzzeitschriften, Tesafilmstreifen von Geschenkpapieren lösen von Fensterumschläge Transparentpapier entfernen.
Grundregel: Je zarter und dünner das Grundmaterial, desto feiner wird auch das geschöpfte Papier, dickes Grundmaterial ergibt auch dickes Papier.
Papiermenge: Schwierig, genau vorher abzustimmen. Ein Haushaltseimer voll eingeweichtem Papier ergibt Material für einen Schöpftag.
Zellstoffplatten gibt es als Grundmaterial zu kaufen. Z.B. bei John Gerard https://www.eifeltor-muehle.de/faserstoffezurpapierherstellung/ Diese Papiere aus purem Zellstoffe müssen aber geleimt werden, damit sie nicht zerfallen.
Zusatzstoffe
sind grundsätzlich bei der Verabeitung von Recyclingpapier nicht nötig, da diese bereits Zusatzstoffe enthalten.
Stärke, z.B. Kartoffelstärke oder Reismehl kann helfen, das Papier stabiler zu machen. Marianne schreibt, sie gibt immer etwas Kleister zu.
Stärke hilft nicht, das Papier beschreibbar zu machen, dafür müsste es geleimt werden, z.B. mit etwas aufgelöstem Weiß-oder Holzleim.
Ghislane erzhählte von einem Rezept, im Verhältnis 1:10 (Leim:Pulpe), das sich dann gut beschreiben lässt. Auch Funktioniert, dass fertige Papier mit Gelantine zu bestreichen.
Oder später im trockenen Zustand eine dünne Schicht Matt Medium auftragen.
https://www.eifeltor-muehle.de/papiermacherprodukte/zusatzstoffe/
Papier nur aus Naturfasern, möglich z.B. aus Spargelschalen, Rharbarbar, aber sehr aufwändig, das Mixen ist schwer.
Zugaben
Blätter, Blüten usw. lassen sich mit einschöpfen. Man kann auch nach dem Schöpfen mir einem Löffel etwas Pulpe über die Pflanzenränder gießen, um sie zu fixieren. Frische Pflanzen verändern sich mit dem Trockenprozess.
Dünne flache Gräser oder Blütenblätter eignen sich am besten, dickere Pflanzen am besten vorher pressen.
Blütenblätter färben ab, ganz unterschiedlich je nach Pflanze, einfach ausprobieren. Dahlien, Studentenblumen färben schön.
Fäden, Fasern, Textiles können mit eingeschöpft werden.
Wir finden es bei dieser Papierkunst nicht so schön, Glitzer oder Glimmer hinzuzufügen. Geschmacksache!
Geschredderte Geldscheine als Zugabe sind natürlich erlaubt! (gibt es von der Bundesbank zu kaufen)
Farbpigmente können zugegeben werden. Die Farbe des Papiers ergibt sich aber besser aus dem Grundmaterial. Tinte oder andere Farben wären verschwendet, weil man ja mit sehr viel Wasser arbeitet.
Schöpfrahmen
1. Einfachste Möglichkeit: Fliegengitter, zur Stabilisierung Ränder umbiegen
2. Zwei Bilderrahmen, auf die glatte Seite Fliegengitter tackern, den anderen Rahmen mit der glatten Seite auflegen
3. Rahmen selber bauen, Anleitungen z.B. auf unserem Pinterest Board
4. Fertige Rahmen kaufen, z.B. Labbé
Siebdruckrahmen, Strumpfhosen, dünnes Kunststoff-Fliegengitter eignen sich nicht, weil das Material zu feinmaschig ist. Es würde entweder zu wenig Wasser ablaufen, oder die Materialien würden zu sehr durchhängen.
Mixen
Eingeweichtes Papier in Stücke gerissen mit viel Wasser mixen.
Haushaltsmixer mit Messer, Stabmixer, Thermomix
Ghislana empfiehlt, die Geräte aus der Küche nicht zu nutzen, wenn man bedrucktes Papier zerkleinert.
Karins Tipps: Für die Leute, die doch hin und wieder einmal papierschöpfen wollen, lohnt es sich einen Standmixer zu kaufen: · Man bekommt sie immer wieder als Angebot über Discounter, die Elektronikmärkte haben sie ganzjährig im Angebot. · Ein einfacher Standmixer kostet rd. 20 € mit einer 600 Watt Umdrehung · Eine kleine Handvoll eingeweichtes Papier (alles was in drei Finger + Daumen passt) mit 1 Liter Wasser aufgefüllt darin mixen für rd. Eine Stunde Laufzeit ist für das Gerät zum aushalten.
Tipp: Stabmixer oder Standmixer gebraucht kaufen nur fürs Papierschöpfen.
Zeitplanung
Frühzeitig mit den Vorbereitungen beginnen: Papiere sammeln, evtl. Rahmen bauen.
Für das Schöpfen selbst einen Tag einplanen, am Tag vorher Papier einweichen. Ein paar Tage fürs Trocknen und Pressen einplanen.
Reste des gemixten Papiers mit Hilfe einer Strumpfhose das Wasser ausdrucken. Zu einem Ball formen und in einer Tüte einfrieren. Lassen sich später wieder verwenden.
Banderole: Sie kann aus geschöpftem Papier sein, muss aber nicht. Sie sollte schön gestaltet sein, um die Papiere zusammenzuhalten, und die Geschichte ihrer Entstehung zu erzählen. Die Verpackung ist ja immer Teil der Postkunst.
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