Schwarmwissen Frühlingspost 2021
Wie schön, dass wir mit mehr als 60 Leuten am 13. Februar virtuell zusammen gesessen haben und schon viele Fragen rund um die Collagrafie klären konnten. Durch unsere gemeinsame Kompetenz sind viele Tipps und Tricks zusammen gekommen, die wir euch hier gesammelt zur Verfügung stellen.
Definition Collagrafie ist ein Druckverfahren, bei dem Materialien auf eine feste Platte aufgebracht werden und abgedruckt werden. Das Wort leitet sich vom griechischen Wort koll oder kolla ab, was Leim bedeutet, und graph, was schreiben/zeichnen bedeutet.
Druckstock Eine Platte, die in verschiedenen Techniken (Holzschnitt, Stempel, Radierung, Linoldruck, Collagrafie, …) gestaltet, mit Farbe eingewalzt und auf Papier abgedruckt wird.
Beschaffenheit Collagrafie Der Druckstock kann in der Oberflächengestaltung sehr unruhig werden und verschiedene Höhenniveaus haben, wenn verschiedene Materialien (Fäden, Reis, Pappe, Plastik, …) aufgeklebt werden. Hier kann auch in verschiedenen Lagen gearbeitet werden, also verschiedene Druckplatten verwendet werden.
Neben dem Aufbringen von Gegenständen kann auch etwas »abgenommen« werden. Durch Anritzen von Pappen, können Pappschichten partiell abgenommen oder freigelegt werden, um ein Motiv zu gestalten. Dann könnt ihr entscheiden, ob ihr im Hochdruck- oder im Tiefdruckverfahren arbeitet.
Hochdruck, Tiefdruck Beim Hochdruck (Linoldruck, Stempel, Holzschnitt) drucken die höher gelegenen Stellen der Druckplatte. Beim Tiefdruck (Kupferstich, Radierung) drucken die tiefer gelegenen Stellen. Hier wird die Platte erst komplett mit Farbe eingerieben, dann werden die höher liegenden Stellen wieder von der Farbe befreit.
Stabilisierung der Collagrafie Graupappe, Tetrapak, Pressspan, Buchdeckeln, Aktenordner als Untergrund-Platte, …
Lackierung Eine Lackierung macht den Druckstock haltbarer. Die Feuchtigkeit der Druckfarbe könnte sonst in den Druckstock ziehen und ihn aufweichen. Auch bei der Reinigung der Druckplatte mit Wasser kann die Platte leiden. Eine Lackierung kann ebenso dazu dienen, das Motiv zu gestalten. Zum Beispiel kann Druckfarbe an Leimstellen leichter wieder abgenommen werden, an dieser Stelle wird nicht oder nur blass gedruckt.
Welcher Lack? Acrylfirnis, Sprühlack, Schellack, Bootslack, Firnis, Acrylbinder, Matte Medium, Motch Potch (Serviertentechnik-Lack), probiert es aus …
Papier Es gibt im Fachhandel für verschiedene Drucktechniken verschiedene Papiere. Sehr dünnes Japanpapier nimmt Nuancen gut auf, kommt mit Feuchtigkeit gut klar und ist reißfest. Für den Tiefdruck gibt es spezielle Kupferdruckpapiere, Büttenpapiere. Papiere mit eher grober Struktur, wie Aquarellpapiere, könnten eher ungeeignet sein. Aber auch hier heißt es: Es kommt da drauf an, was ihr erzielen möchtet. Also verwendet gern Papier aus euren Lagern und testet.
Papierformat Gearbeitet wird auf einem Bogen DIN A3, der dann so gefalzt wird, dass DIN A4 im Hochformat entsteht. Hochformat bedeutet, die kurze Seite befindet sich unten. So entstehen 4 Seiten.
Papier anfeuchten? Beim Tiefdruck ist es üblich, das Papier anzufeuchten. Es wird dadurch weich und geschmeidig und ist perfekt vorbereitet für den Tiefdruck.
Druckfarbe Welche Farbe gut funktioniert, das hängt sehr vom Druckstock ab. Ihr könnt experimentieren. Vermutlich ist es bei Papier und Pappe lastigen Druckstöcken günstiger, eine weniger feuchte Farbe zu verwenden. Es gibt Buchdruckfarben (z. B. Buchdruckfarbe Gerstaecker) auf Wasserbasis, diese sind geschmeidig, zäh, langsam trocknend mit sehr guten Druckeigenschaften und nach dem Trocknen wasserfest. Linoldruckfarben trocknen langsam, dafür lassen sie sich aber auch gut und dünn verarbeiten mit gutem Druckergebnis. Acrylfarbe trocknet schneller. Ihr werden es testen müssen.
(Tipp: AKUA Intaglio Farben für Tiefdruck und Hochdruck)
Drucken mit und ohne Presse Beim Drucken ohne Presse ist es günstiger, das Papier auf den Druckstock zu legen. Bei Druckplatten mit starkem Relief mit den Händen sanft reiben, bei flachen Druckstöcken können auch Farb- und Gummiwalzen zum Einsatz kommen.
Wer in der Größe eine Tiefdruckpresse parat hat, kann gern experimentieren.
Auch mit einer Buchpresse kann gedruckt werden. Wenn eine Filzmatte untergelegt wird und das Papier angefeuchtet wird, könnte ein Tiefdruck gelingen. Testen!
Mischtechnik Die Collagrafie steht im Vordergrund. Kolorierung und Handschrift sind willkommen. Ihr könnt gern mit anderen Techniken kombinieren. Wer experimentieren möchte, wie die Gelli-Plate als Stempelkissen fungiert, kann dies tun.
Verarbeitung Ihr könnt die Bögen am Ende mit der einfachen Fadenheftung oder koptisch binden, oder in einer Sammelmappe sammeln. Die schönsten Drucke könnt ihr natürlich auch rahmen und aufhängen, oder ihr näht die Seiten zu einem Papierpatchwork zusammen, wie Tabeas Patchbrief in »Schöne Post«. Wir sind sehr gespannt, was alles entstehen wird. Liebe Grüße von Michaela und Tabea
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